Ministerialrat referierte zum Thema Naturschutz und nachhaltige Waldbewirtschaftung

(swe) Den Wald erlebbar machen und die Menschen sensibilisieren für wirklich global nachhaltiges Handeln – das soll das Nachhaltigkeitszentrum, das im Laufe der nächsten Jahre im Steigerwald aufgebaut wird. Betreut wird dieser Prozess von Ministerialrat Günter Biermayer. Der Leiter des Referats Forschung, Innovation und Waldpädagogik des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sprach bei der Jahreshauptversammlung des Vereins „Unser Steigerwald“ zum Thema Naturschutz und nachhaltige Waldbewirtschaftung.

Günter Biermayer ist Forstmann mit Leib und Seele. Das merkte man ihm bei seinem Referat schnell an. Er plädierte für globale Sichtweisen, denn nur so sei Nachhaltigkeit wirklich zu erreichen. Die Ansätze des Naturschutzes seien regional unterschiedlich, je nach Problemlage. Die Ausweisung von Schutzgebieten hat für ihn „mehr mit Ablasshandel zu tun, als mit der Lösung der Probleme.“ Man könne sich nicht durch fünf Euro für den Tiger freikaufen von bewusstem Konsum. Wildnis müsse man dort erhalten, wo es sie gibt und wo ihre unwiderrufliche Zerstörung droht. In dicht besiedelten Räumen wie in Deutschland ein Stück Wildnis schaffen zu wollen, sei ein Irrweg. Hier gelte es vielmehr, den Ansatz der nachhaltigen Bewirtschaftung zum Leitbild für alle zu entwickeln. Welche segensreichen Auswirkungen auf die Artenvielfalt dieses Bewirtschaftungskonzept hat, beweise gerade der Steigerwald. „Hier liegt das echte Verdienst von Dr. Sperber“, so Biermayer. Sperber selbst habe sich noch 1989 gegen isolierte Schutzgebiete ausgesprochen, sondern für verantwortungsvolle Bewirtschaftung auf gesamter Waldfläche. Warum er diese Prämisse mittlerweile aufgegeben habe, erschließe sich ihm nicht, so der Ministerialrat.

Dass das Trittsteinkonzept der richtige Ansatz ist, um die Artenvielfalt zu sichern, könne auch nachgewiesen werden, da Bayern die wohl weltweit beste Waldbeobachtung habe. Die Aufzeichnungen zeigten, so Biermayer, dass der Vorrat an alten, dicken Bäumen ständig zunimmt. „Die Gesundheit der Buche hängt allein von Wetter und Schadstoffeinflüssen ab,“ stellte Biermayer fest.

Den Befürwortern des Nationalparks hielt er vor, eine diffuse Angst um den Wald zu schüren, die bei städtisch geprägten Menschen, die mit Waldbewirtschaftung keinen Kontakt mehr haben, auf fruchtbaren Boden falle. Waldschutz sei aber dort wichtig, „wo die Wälder wie Steinbrüche behandelt werden“. Weltweit würden jährlich zehn Millionen Hektar Wald vernichtet, allerdings in den Tropen, Grund sei die Armut. Dort seien Schutzgebiete sinnvoll und wichtig, gleichzeitig aber auch die Bekämpfung der Armut, etwa durch fairen Handel. Der europäische Weg allerdings sei das Konzept „Natura 2000“, das flächendeckend einen pfleglichen Umgang mit Landschaften anvisiert. Europa brauche naturnahe Wälder, die durch die richtige Bewirtschaftung auch flexibel auf Belastungen reagieren. Auch der Behauptung, ein Nationalpark bringe wirtschaftliche Vorteile, trat Biermayer entgegen: „die ökonomische Wirkung eines Wald-Nationalparks entspricht der Wirtschaftspolitik Griechenlands“, spitzte er seine Auffassung zu. Der Nationalpark Bayerischer Wald kostete den Freistaat Bayern in 2009 ganze 522 Euro je Hektar (der Nationalpark umfasst 23 000 Hektar) „und es wären etwa 700 Euro gewesen, wenn nicht so viel Käferholz hätte verkauft werden müssen“. Kein Tourist komme wegen der Bäume in den Nationalpark, sondern nur wegen der touristischen Einrichtungen, die der Freistaat geschaffen habe.

Biermayers Fazit aus den Erfahrungen auch im Bayerischen Wald ist eindeutig: „Die vorhandene Waldbewirtschaftung im Steigerwald ist nicht zu verbessern“. Im Gegenteil warnt er vor einer fatalen Nebenfolge der Nationalpark-Diskussion: Den Waldbesitzern werde nämlich von den Naturschutzverbänden die Botschaft übermittelt, dass pfleglicher Umgang mit der Natur zur Folge hat, dass ihnen die Verantwortung für ihren Wald entzogen wird. Biermayer freute sich, dass schon so viele mitmachen bei der Entwicklung eines Nachhaltigkeitszentrums, das aus verschiedenen Einrichtungen im Steigerwald bestehen soll. Ziel des Zentrums sei nicht allein das Walderlebnis, sondern „die Bewusstseinsbildung für nachhaltiges Leben“.

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