Leserbrief: Lisa im Ebracher-Fake-News-Wunderwald?

Zu den Presseberichtung über die populistische Aktion von Frau MdL Badum (Fraktion der GRÜNEN im Bundestag) erreichte uns ein weiterer Leserbrief, der den Bericht sehr kritisch betrachtet.

Lisa im Ebracher Fake News Wunderwald?

Ich fragte mich: Lese ich da den FT? Oder ein Märchen? Die grüne Fee Lisa Badum, medienwirksam im pinken Mäntelchen gekleidet, angekettet an eine Buche! Mit trauriger Miene ruft sie den versammelten Journalisten zu: „Rettet die Buchen“. Sofort ist klar, wer hier gut und wer hier böse ist. Eigentlich fehlt nur der Hinweis auf ein Spendenkonto am Ende des Beitrages oder eines Mitgliedsantrages. Zum Lachen bzw. zum Weinen ist mir, denn so mancher Leser fällt auf ihre Aussage herein. Ist das Fake News frage ich mich?

Sind wir doch einmal ehrlich: Es gibt einerseits Organisationen, die ein Großschutzgebiet im Steigerwald einfordern. Dort wo bisher die Staatsforstverwaltung nachhaltige Forstwirtschaft betreibt, soll die Säge auf Dauer ruhen. Dieses Volksvermögen „Wald“ hätte dann nicht mehr die Aufgabe Forst, sondern zu 100% Natur. Auf der anderen Seite Organisationen, die eine nachhaltige Forstwirtschaft dort fortführen wollen, um Arbeitsplätze zu erhalten, CO2-neutralen Brennstoff zu bekommen und Wertholz für die zumeist regional ansässigen Säge- und Furnierwerke. Warum kann Markus Klein diese beiden legitimen Positionen journalistisch nicht auseinanderhalten? Ist es vielleicht seine Absicht?

Suggestiv vermittelt der Artikel m.E. den Eindruck,

1) dass die Staatsforsten den Einschlag aufgrund Lisa Badums Protest eingestellt haben (stimmt aber nicht, die Sturmschäden von „Fabienne“ binden z.Zt. die Arbeitskapazitäten der Staatsforsten),

2) dass 100 Buchen kürzlich gefällt worden sind (in Wirklichkeit wurde schon viel mehr Holz in dem Bereich gemacht, ohne dass es zu Protesten kam),

3) dass die Forstwirtschaft im „Hohen Buchenen Wald“ mit der Brechstange durchgeführt wird (stimmt aber nicht, die geplanten Fällungen wurden im Sommer dem BUND Naturschutz vor Ort vorgestellt, ohne dass es Proteste gab),

4) dass die Baumart „Buche“ aussterbensbedroht ist (stimmt aber nicht, es gibt laut Bundewaldinventur mehr denn je hiervon),

5) dass die Staatsforsten skandalös profitorientiert arbeiten (stimmt nicht, denn ein privater Eigentümer würde mehr als das doppelte an Festmetern aus dem „Hohen Buchenen Wald“ nachhaltig (!) herausschlagen, er würde womöglich keine „Methusalembäume“ schützen, keine „Trittsteine“ einrichten und erst recht nicht mit dem BUND Naturschutz sich abgeben).

Es wäre ein Skandal, wenn die Bay. Staatsforstverwaltung im „Hohen Buchenen Wald“ keine Fällungen tätigen würde, denn er ist – wie wir alle wissen laut Gerichtsurteil – ein normaler Teil des Forstamtes Ebrach. Vorhandene nachhaltige Ressourcen müssen (!) genutzt werden, ansonsten droht eine Dienstaufsichtsbeschwerde.

Darüber hinaus unterschlägt der Beitrag– sei es aus Unkenntnis oder aus Vorsatz – wichtige Fakten, die auch zu dieser Steigerwald-Diskussion gehören:

1) Nachhaltige, multifunktionale Forstwirtschaft und die regionale Nutzung von Holz stellen eine der wenigen heute bekannten CO2 Senken dar. Das hätte man im Pariser Klimabkommen nachlesen können, oder erst jüngst in den Protokollen von Katowice. Unsere heimische Forstwirtschaft hilft durch die Nutzung und Verwendung von Holz daher bei dem drängendsten Problem, das wir haben – als nahezu einzige Wirtschaftsform.

2) Die Forschung ist sich weitgehend einig, dass nachhaltig bewirtschaftete Wälder mindestens genauso artenreich sind, wie stillgelegte. Man kann das Spiel natürlich ad absurdum führen, in dem man immer noch mehr Arten definiert, die schützenswert sind. Nach den Maßstäben der Bundesregierung werden im deutschen Nutzwald jederzeit ebenfalls 95% der Arten abgebildet.

3) Jeder Festmeter der nicht regional unter höchsten Umweltstandards nachhaltig produziert wird, kommt zwangsläufig aus weiter entfernten Regionen (mit entsprechender CO2 Belastung!) und dort mitunter aus tatsächlich fragwürdigem Holzeinschlag, wie etwa in Rumänien, der Ukraine oder im Amazonas.

4) Wenn die Buche bei uns ausstirbt (entgegen aller Aussagen der Forscher und der jüngsten Bundeswaldinventur), dann nur durch den menschgemachten Klimawandel und nicht durch die seit 300 Jahren praktizierte nachhaltige Forstwirtschaft. Wer zudem die Frage, wie die Buche selbst und alle anderen Arten auf den Klimawandel reagieren werden völlig ausblendet, argumentiert unredlich. Er suggeriert, dass man nur eine Glasglocke über alles stülpen müsse und dann sei das Problem erledigt.

Wer den Bericht aber etwas genauer liest, erkennt worum es in Wahrheit geht: um den Steigerwald als ein Symbol des Kampfes der selbsternannten Naturschützer, um Macht, Prestige und Spendengelder, gepaart mit klassenkämpferischen Vokabeln der 70er und 80er wie „Profitgier, Brechstange etc.“.

Wenn uns unsere Kinder in 50 Jahren fragen, was wir gegen den Klimawandel gemacht haben und warum wir einfache Zusammenhänge nicht erkannt haben, wie dass CO2 in verarbeiteten Holz dauerhaft gebunden wird, während gleichzeitig junge Bäume neues CO2 binden, werden wir dann diese Bilder aus dem Archiv kramen und sagen, dass wir dafür aber eine Urwaldreliktart gerettet haben, die dummerweise später den Klimawandel nicht überlebt hat? Wie werden wir erklären, dass wir durch schwedische Möbelhäuser lieber Holz um die halbe Welt karren lassen, während wir hier unser grünes Gewissen im Steigerwald mit Symbolpolitik beruhigen?

Mehr Klarheit, mehr Neutralität, mehr Fachwissen, mehr Respekt vor dem Gerichtsurteil zur Eingliederung des „Hohen Buchenen Wald“ in den regulären Forstbetrieb täte dem FT bzw. Hr. Markus Klein sehr gut. Schließlich lese ich den FT (online und print), um mir eine Meinung zu bilden, nicht um die Meinung eines Journalisten mir suggestiv überstülpen zu lassen.

Heinrich v. Pölnitz, Forstwirt, Hundshaupten