Fast drei Stunden lang tauschten die sieben Diskutanten auf dem Podium und und auch die Sprecher aus dem bunt gemischten Publikum ihre Argumente äußerst friedvoll aus. Unter der souveränen Moderation des Schweinfurt Journalisten Holger Laschka war nichts zu spüren von der sonstigen Gereiztheit, die die Kontrahenten früher an den Tag gelegt hatten. Organisator der Podiumsdiskussion im voll besetzten Saal des Pfarrer-Hersam-Hauses war der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen.
Daxenberger: Erfolgsmodell
Während Sepp Daxenberger (Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im bayerischen Landtag) von einem Erfolgsmodell bei sich daheim in Oberbayern sprach, Natur und Kultur zu verbinden, sagte CSU-Kontrahent im Landtag und Vorsitzender des Vereins „Unser Steigerwald“, Gerhard Eck: „Im Wald geht es um Entscheidungen über Jahrhunderte, nicht um eine kurze Wahlperiode.“ Er befürchtet, dass in einem Nationalpark die Menschen und auch die Politiker vor Ort das Gesetz des Handelns aus der Hand geben müssten.
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Winfried Potrykus von der Naturforschenden Gesellschaft Bamberg gab eher den Naturästheten: Um die einzigartigen Buchen im Steigerwald zu erhalten, dürfe man nicht auf einen guten Förster vertrauen, der vielleicht nach zwei Jahren wieder weg ist, sondern müsse sie dauerhaft unter Schutz stellen.
László Maráz, Sprecher des Bundesarbeitskreises Wald im Bund Naturschutz, berief sich auf die Bundesregierung, die zugesagt habe, fünf Prozent der deutschen Waldfläche der natürlichen Entwicklung zu überlassen. Bisher sei das aber erst bei knapp einem Prozent der Fall.
Ganz von alleine habe der Steigerwald bei einer Bewertung der Waldqualität besser abgeschnitten als so mancher Nationalpark oder so manches Biosphärenreservat. „Deshalb brauchen wir keinen Nationalpark“, meint Oskar Ebert, Bürgermeister von Rauhenebrach. Grundfehler sei es gewesen, das Thema ohne vorherige Information der Bevölkerung auf die Tagesordnung zu bringen. Diesem Argument stimmten auch die Befürworter des Parks zu.
Nicht glaubwürdig erschien den Gegnern die Einschätzung, ein Nationalpark würde den Tourismus in der Region ankurbeln. Entweder reite man das Pferd Ökologie oder das Pferd Ökonomie; beides sei nicht vereinbar, so die Ebert. MdL Otto Hünnerkopf (CSU): „Wenn wir entsprechend Geld in die Hand nehmen, können wir auch in einem Naturpark Steigerwald viel für den Tourismus erreichen.“ In einem Nationalpark habe man dafür ein gesichertes Budget, „an dem nicht herumgeschraubt wird“, konterte Befürworter Max-Dieter Schneider, Ebrachs Bürgermeister.
Als er zum ersten Mal in den Steigerwald gekommen sei, da haben auch ihn die mächtigen Buchen „erschlagen“, räumte Volker Conrad, Förster im Gerolzhöfer Stadtwald und im Gemeinsamen Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen, ein. Diese einzigartigen Bäume bräuchten in der Tat nachhaltigen Schutz.
Förster für Trittstein-Konzept
Insgesamt hält Conrad allerdings das Trittstein-Konzept für besser, bei dem kleine Flächen für den Artenschutz aus der Bewirtschaftung genommen und vernetzt werden. Conrad verwies darauf, dass im Steigerwald schon fast die von der Merkel-Regierung geforderten fünf Prozent Wald aus der Bewirtschaftung genommen sind.
In anderen Regionen der Welt, wie in Neuseeland oder Afrika, habe ein Nationalpark etwas mit Nationalstolz zu tun. Hierzulande sei das nicht so, bedauerte Hans Plate, Bundestags-Direktkandidat der Grünen. Ein Nationalpark dürfe allerdings nicht gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt werden, so Plate.
In der Diskussion räumte Thomas Müller (CSU), Bürgermeister von Bayerisch Eisenstein, einen Rückgang des Tourismus im Bayerischen Wald ein. „Kein Touristiker behauptet aber, dass das auf den Nationalpark zurückzuführen ist.“
Befürworter erkennen an, dass auch im Nationalpark der Brennholz-Bedarf für die Bevölkerung gesichert sein müsse, den Volker Conrad für einen Bereich schon jetzt nicht mehr sicherstellen kann. Tanja Stahl dazu: Holz dürfte in der Energieversorgung nur vorübergehend eine Rolle spielen, auf lange Sicht sollte auf Wind und Sonne gebaut werden. Berechtigte Anliegen der Gegner sind für László Maráz auch die Sorge um die Holzverwertung in der Region und die Frage nach der beruflichen Zukunft der in der Holzverwertung und im Staatswald Beschäftigten. All das könne eine Machbarkeitsstudie beantworten.
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