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Verein „Unser Steigerwald“ kämpft unverdrossen gegen Nationalpark im Steigerwald
Es beginnt wieder verstärkt zu brodeln im Steigerwald: Das Thema Nationalpark wird im Kommunalwahlkampf zum heißen Eisen.
Keinen Millimeter Boden preisgeben für einen Nationalpark will der Verein „Unser Steigerwald“, im Gegenteil: „Wir wollen unseren Steigerwald genau so erhalten, wie wir ihn kennen und lieben“, machte 2. Vereinsvorsitzender Oskar Ebert am Donnerstag in Eschenau deutlich, dass die Nationalparkgegner nach wie vor zu keinerlei Kompromiss bereit sind.
Eberts Ansage kommt nicht zur falschen Zeit. Sie ist ein Signal an all jene Männer und Frauen, die nach den Wahlen im März Verantwortung in der Kommunalpolitik übernehmen wollen: „Wir werden von allen verlangen, dass sie sich positionieren“, will der Rauhenebracher Bürgermeister vor dem Urnengang klar zwischen Schwarz und Weiß unterscheiden können.
Vor allem aber möchte Ebert jetzt in einer Phase, in der nicht nur der Wahlkampf Fahrt aufnimmt, sondern die Nationalparkbefürworter einen Umschwung in der Bevölkerung zugunsten ihres Anliegens ausmachen, auf keinen Fall die politische Meinungsführerschaft aus der Hand geben. Denn Ebert stellte fest und das klang durchaus anerkennend: „Unsere Gegner haben einen langen Atem und weichen kein Stück zurück.“ In über 500 Veranstaltungen haben Freundeskreis Nationalpark Steigerwald und Bund Naturschutz Bayern seit dem letzten Kommunalwahlkampf dafür geworben, im nördlichen Steigerwald einen rund 11 000 Hektar großen Nationalpark auszuweisen, ausschließlich auf Staatsforstgebiet. Ebenso unermüdlich zieht der Verein Unser Steigerwald gegen die Pläne zu Felde. „Überall wo die waren, gehen wir auch hin“, meinte Oskar Ebert. Auf den Versammlungsort Gasthaus Löbl in Eschenau traf das in jedem Falle zu. Hier hatten die Nationalparkbefürworter Anfang Oktober zu einer Informationsveranstaltung geladen und kräftigen Applaus vom gefüllten Saal für ihre Ideen bekommen.
Heftigen Beifall bekam am Donnerstagabend auch Oskar Ebert. Und nicht nur der, sondern auch der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel (CSU), die beiden Landratskandidaten Wilhelm Schneider (CSU) und Birgit Bayer (Freie Wähler) sowie Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus, die sich unisono als Nationalparkgegner outeten und dem Verein „Unser Steigerwald“ jede mögliche Unterstützung zusagten.
Oskar Ebert ist davon überzeugt, dass in der Kernzone des Mittelgebirges 95 Prozent der Menschen wollen, dass alles so bleibt wie vor 2007, „als unsere schöne Welt noch in Ordnung war.“ Die Nationalparkfreunde glauben, mittlerweile die Mehrheit der Betroffenen auf ihrer Seite zu haben. „Gegen den Willen der Bevölkerung darf es keinen Nationalpark geben“, hinter dieser Floskel hatte sich mancher Politiker 2008 noch versteckt. Doch was ist die Mehrheit? So einfach können es sich die Entscheidungsträger vor Ort diesmal nicht mehr machen, und deswegen lieferte Ebert ihnen und den interessierten Bürgern in Eschenau einmal mehr jede Menge Munition.
Eberts aus Sicht von Ökologie und Umweltschutz zentraler Ansatz: Wieso soll man ein großartiges Waldgebiet unter besonderen Schutz stellen, sprich aus der Nutzung nehmen, wenn genau dieser Wald das Ergebnis einer jahrhundertelangen Bewirtschaftung ist? Die über Generationen hinweg gelebte Devise „Schützen und nützen“ habe doch erst die gewaltigen Buchen gedeihen lassen und zu der viel gepriesenen Artenvielfalt geführt, so Ebert: „Wir waren kein Urwald, wir sind kein Urwald und wir werden nie Urwald sein, sondern eine Kulturlandschaft.“ Und die von den Naturschützern entdeckten seltenen Arten wie der Ästige Stachelbart (ein Pilz) oder der zu den Rosenkäfern zählende Eremit seien doch auch und gerade im Wirtschaftswald entdeckt worden.
Einmal mehr allerdings rückte Ebert am Donnerstag die im Steigerwald lebende Bevölkerung in den Mittelpunkt: „Wir haben auch eine reiche Artenvielfalt an Menschen, die genauso ein Recht haben, hier zu leben.“ All das, was die Nationalparkfreunde in der von ihnen entworfenen Nationalparkverordnung zusichern – etwa, dass Wanderer die höchst geschützten Wälder weiter betreten dürfen, dass es ihnen erlaubt bleibt, Pilze oder Beeren zu sammeln und dass man in den Dörfern weiterhin Brennholz nutzen kann – all das wollen Oskar Ebert und seine Mitstreiter nicht glauben. Auch nicht, dass man des Wildes Herr werden und die Felder im Steigerwald schützen könnte. „Da lachen doch sogar die Wildschweine“, verwies Ebert darauf, dass die Jäger schon heute alle Hände voll zu tun haben, die Schwarzkittel von der Vernichtung der Ernte abzuhalten.
Vor allem aber hält Ebert den von den Nationalparkverfechtern prophezeiten wirtschaftlichen Aufschwung durch Tourismus für Unsinn. „Wenn ein Hotel gebaut wird, dann nicht bei uns, sondern in Bamberg oder Würzburg“, ist er sich sicher. Ein Nationalpark würde einen Tagestourismus auslösen, „zu den Aborigines im Wald, die kaum einen Euro abbekommen.“ Die Untergangsszenarien für die Region Steigerwald für den Fall, dass der Nationalpark nicht kommt, gehen dem Bürgermeister auf die Nerven: „Wir haben hier praktisch Vollbeschäftigung, unsere Firmen können ihre Lehrstellen kaum besetzen – und unsere Gemeinden im Steigerwald stehen viel besser da als die Kommunen im Nationalpark Bayerischer Wald, die allein vom Tourismus abhängen.“
Unser Steigerwald
Der Verein „Unser Steigerwald“ wurde 2008 gegründet als Reaktion auf die Bestrebungen, einen Nationalpark im Steigerwald zu errichten. Das möchte der Verein verhindern. Erklärtes Ziel ist es vielmehr, den Steigerwald auf Basis der bestehenden Naturparkregelung weiterzuentwickeln. Unser Steigerwald hat nach eigenen Angaben inzwischen über 3000 Mitglieder, neben den Einzelmitgliedern zählen hierzu über 50 Kommunen, Organisationen und Verbände. Vorsitzender des Vereins ist der Donnersdorfer Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU), sein Stellvertreter Rauhenebrachs Bürgermeister Oskar Ebert (Freie Wähler).
Von unserem Redaktionsmitglied Martin Sage
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