Schreiben des Vereins „Nationalpark Nordsteigerwald“ an die Abgeordneten des Bayrischen Landtags „Nördlicher Steigerwald – eine vernachlässigte Region“
Stellungnahme des Vereins „Unser Steigerwald“
In einem Schreiben vom 20. Januar 2015 wendet sich der „Verein Nationalpark Nordsteigerwald e. V.“ an Abgeordnete des Bayrischen Landtags, und bezeichnet den Nordsteigerwald als „eine vernachlässigte Region“.
Einen Nationalpark im Steigerwald, bei dem „Fördermittel in mehrfacher Millionenhöhe“ in die Region fließen, sieht er als den Heilsbringer schlechthin, der alle finanziellen, alle demografischen und sonstigen Strukturprobleme mit einem Schlag lösen könnte.
Insgesamt wird in dem Schreiben nach bewährtem Muster ein Mix von pauschalen Vorwürfen und haltlosen Behauptungen verbreitet. Es wird wieder einmal deutlich, dass es diesen Leuten nicht um die Weiterentwicklung der Region, sondern nur um die Erfüllung ihrer ideologischen Vorstellungen geht.
Zur Zeit erarbeitet eine Gruppe aus Vertretern des Umweltministeriums, des Landwirtschaftsministeriums, der BaySF und den Landräten der Landkreise Bamberg, Schweinfurt und Haßberge ein Entwicklungskonzept für den Steigerwald. Auf der Basis des „erweiterten Trittsteinkonzets“ des FB Ebrach soll dabei geprüft werden, ob ein Welterbe (Weltnaturerbe/Weltkulturerbe) für den Steigerwald möglich ist. Gleichzeitig soll das vom ehemaligen Bamberger Landrat Dr. Denzler nach mehreren vorliegenden Rechtsgutachten widerrechtlich erlassene Schutzgebiet „Der hohe buchene Wald bei Ebrach“ aufgehoben werden.
Der Verein „Unser Steigerwald“ begrüßt die Initiative des Bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer, wehrt sich aber gegen jede Ausweisung von Großschutzgebieten im Steigerwald.
Zu einzelnen Behauptungen:
Der Steigerwald sei eine vernachlässigte Region
Wer mit wachen Augen durch die Steigerwalddörfer fährt, der kann unschwer feststellen, dass hier im Rahmen von Dorferneuerungsmaßnahmen, im Straßenbau, im Radwegebau und in vielen anderen Strukturprogrammen sehr viele Fördermittel in die Region geflossen sind. Gerade in den letzten Jahren hat sich sehr viel in der Region getan.
Auch die Errichtung des Steigerwaldzentrums, der Bau des Baumwipfelpfades und weitere Maßnahmen zeigen, dass die Staatsregierung die Steigerwaldregion gut, und zwar in Millionenhöhe fördert.
Mit dem Zusammenschluss der Kommunen und Landkreise des Steigerwalds im „Netzwerk Steigerwald“, wurden wichtige Impulse für die Regionalentwicklung gesetzt und damit auch eine gute Basis für eine eigenständige Landkreis übergreifende Regionalentwicklung geschaffen.
Ohne die Unterstützung der Staatsregierung, wären diese Projekte nicht möglich gewesen. Dies wird auch von den (meisten) Menschen im Steigerwald anerkannt.
Wer hier von einer vernachlässigten Region spricht, der sollte sich zunächst einmal informieren oder die Augen aufmachen.
Und wer mit offenen Augen durch den Staatswald geht, der sieht, dass seit 2005 viel Geld in den Bau und den Unterhalt der Wander- und Radwege geflossen ist, die sich in hervorragendem Zustand befinden, und zielgerichtet das Angebot für die Erholungssuchenden verbessert wurde (Unterstell-/Informationspavillons, Gastronomie am Zabelstein, Sanierung der Burgruine Zabelstein …).
Noch eines: Die Steigerwaldgemeinden stehen trotz dieser Investitionen, die natürlich immer mit einer regionalen Kofinanzierung verbunden sind, mit ganz wenigen Ausnahmen auch finanziell sehr gut da. Die Vergleiche zur Verschuldung der Kommunen in Nationalparkgebieten kann jeder im Internet nachlesen.
Die Demografische Entwicklung in der Region
Die Demografie ist ein brisantes Thema der gesamten Politik.
Es ist sicher richtig, dass ländliche Regionen oft einen Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen haben. Davon ist ganz Deutschland betroffen, auch die Dörfer im Steigerwald oder in den Haßbergen.
Es wäre natürlich die Lösung schlechthin, überall in diesen Gebieten einen Nationalpark auszuweisen und damit vermeintlich alle Probleme zu lösen. Es stellt sich jedoch die Frage, woher die „zweistelligen Millionenbeträge an Fördermitteln“ kommen sollen, die die Nationalparkbefürworter für all diese ländlichen Regionen aus Steuermitteln finanzieren wollen. Die „Nationalparkfreunde“ verschweigen, dass die bestehenden Nationalparke bereits enorme Summen aus dem Staatshaushalt verschlingen.
Mit der strukturellen Förderung der Region, mit einem Aufbau eines ÖPNV mit Arbeitsplätzen hat das nichts zu tun. Hier muss die Region selbst anpacken und Lösungen finden. Auffällig ist es, dass keiner der Unterzeichner des Schreibens ein kommunales Mandat hat und somit Verantwortung für die Region trägt.
Das Bild „Schlaraffenland Nationalpark“ ist ein Märchen, an das nicht einmal Kinder glauben.
Umfragen in der Region
Neben verschiedenen, wenig aussagefähigen Online-Umfragen, haben sowohl der BN als auch der Verein „Unser Steigerwald“ Umfragen durchführen lassen. Beide kommen zum Ergebnis, dass die Menschen im Steigerwald, sprich in den drei Landkreisen Bamberg, Hassberge und Schweinfurt einen Nationalpark mehrheitlich ablehnen.
Besonders dreist seitens der „Nationalparkfreunde“ ist es, die repräsentative Umfrage des renommierten „Forsa Instituts“, die der Verein „Unser Steigerwald“ durchführen ließ, einfach zu ignorieren.
Forsa hat ermittelt, dass sich 68% der Menschen in der erweiterten Steigerwaldregion gegen einen Nationalpark aussprechen. Sogar dann wenn die Städte Bamberg und Schweinfurt einbezogen werden, sind immer noch 57 % der Menschen gegen einen Nationalpark. Interessant ist, dass die Ablehnung eines Nationalparks noch einmal steigt, wenn statt der heimischen Holzerzeugung Importholz eingeführt werden muss.
In der eigentlich betroffenen Kernregion liegt der Prozentsatz noch wesentlich höher.
Das heißt, dass die Menschen im Steigerwald keinen Nationalpark wollen. Die ständig wachsende Mitgliederzahl des Vereins „Unser Steigerwald“ ist ein deutliches Signal.
Falschmeldung: Einschlag von Starkbuchen- Ausbeutung des Waldbestandes
Immer wieder wird dem Forstbetrieb Ebrach mit haarsträubenden Falschmeldungen vorgeworfen, den „wertvollen Waldbestand“ auszubeuten.
Es ist schon sehr dubios, wenn solche pauschalen Vorwürfe ohne Kenntnis der tatsächlichen Einschläge erhoben werden. Das zeugt von einer erheblichen Ignoranz der Verfasser.
Beim Einschlag in der „Alten Wiese“ sagt der Name schon, dass es sich nicht um einen alten Wald, sondern eine Wiese handelt, die irgendwann wieder zu Wald wurde. Der Hieb, in dem hier wertvolles Holz geerntet wurde, ist vom örtlichen Förster sehr vorsichtig ausgezeichnet worden. Es wurden überwiegend Kiefern und einige Buchen eingeschlagen. Auf der Fläche stehen nachweislich mehr Biotopbäume als nun gefällte Bäume. (Siehe PM Forstbetrieb Ebrach).
Außerdem ist es eine Unverschämtheit, den Förstern, die seit vielen Jahrzehnten eine hervorragende naturnahe und nachhaltige Waldbewirtschaftung betreiben, solche Vorwürfe zu machen.
Nachdem die früheren Generationen den Laubwaldcharakter im Steigerwald erhalten haben, hat der jetzige Forstbetrieb Ebrach ein ausgeklügeltes Naturschutzkonzept mit über 1000 Hektar nutzungsfreien Waldflächen, tausenden von Biotopbäumen und riesigen Mengen an Totholz auf den Weg gebracht. Mit viel Geduld und Überzeugungsarbeit wirbt der Forstbetrieb bei der örtlichen Bevölkerung für sein sog. Trittsteinkonzept. Gerade aufgrund dieser ausgezeichneten Arbeit und trotz behutsamer Nutzung hat sich der Steigerwald zu einem der schönsten Waldgebiete Deutschlands entwickelt und wird als „Nachhaltigkeitsregion“ weit über die Grenzen Deutschlands beworben.
Die Förster und alle, die Verantwortung im Steigerwald tragen, haben hohen Respekt und große Anerkennung für ihre Arbeit verdient.
Die dubiosen Rechenbeispiele und die völlig haltlosen Beschuldigungen, die der BN und neuerdings auch der Verein „Nationalpark Nördlicher Steigerwald“ immer wieder vortragen, sind einfach nur polemische Stimmungsmache.
Arbeitsplätze – Tourismus
Wir haben zur Zeit in der Region glücklicherweise nahezu Vollbeschäftigung.
Die Firmen gerade im Handwerk suchen händeringend Mitarbeiter und finden sie nicht.
Wir können froh sein, dass wir in der Region wirtschaftlich so breit aufgestellt sind.
Wenn nun die Arbeitsplätze in der Holzwirtschaft und in den holzverarbeitenden Betrieben wegfallen, sei schon die Frage erlaubt, wo sie ersetzt werden können.
Der Tourismus in unserer Region wird wohl nie eine tragende Einkommensquelle für die Mehrheit der Bevölkerung sein. Es wäre völlig absurd, die gewachsenen Wirtschaftsstrukturen der Region zu zerstören und einseitig auf den Tourismus zu setzen.
Kein verantwortungsvoller Politiker könnte diesen Weg mitgehen. Aber die Leute vom Nationalparkverein tragen (zum Glück) auch keine kommunalpolitische Verantwortung.
Zusammenfassung:
Im Schreiben des Nationalparkvereins werden wieder einmal die bekannten falschen Behauptungen und Vorwürfe wiederholt, mit denen der Bund Naturschutz seit Jahren die Bevölkerung verunsichert.
Die größte Lüge ist es, wenn immer wieder behauptet wird, dass die Menschen im Steigerwald mehrheitlich einen Nationalpark wollen.
In den letzten Wochen hat der Verein „Unser Steigerwald“ mehr als 300 neue Mitglieder gewonnen. Er hat jetzt einen Mitgliederstand von 3700 Mitgliedern, die diesen Weg ohne Großschutzgebiet unterstützen.
Außerdem sind 58 Kommunen, Organisationen und Verbände, alles demokratisch gewählte Gremien, Mitglied im Verein „Unser Steigerwald“.
Der Verein „Unser Steigerwald“ ist deshalb kein „Privatverein“ sondern vertritt gerade aufgrund der Mitgliedschaft der Kommunen und Verbände die Interessen der überwiegenden Anzahl der Menschen im Steigerwald.
Er wird sich deshalb auch weiterhin für den Erhalt und den Ausbau des Naturparks Steigerwald einsetzen und jeder Ausweisung von Großschutzgebieten eine Absage erteilen.
Der Bau des Steigerwaldzentrums in Handthal, der geplante Bau eines Baumwipfelpfads in Ebrach und viele weitere Maßnahmen einer abgestimmten und zukunftsfähigen Regionalförderung zeigen uns, dass wir auf dem richtigen weg sind.
Oskar Ebert, 2. Vorsitzender