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Gemeinsame Pressemitteilung
von  1. Bgm. Ständecke (Michelau i. Stgw.), 1. Bgm. Radler, und 2. Bgm. Schötz (Oberschwarzach)

Wir haben die Einladung von geo-net zum Neujahrsempfang gerne angenommen, nicht zuletzt wegen dem Gastredner, dem Bamberger Landrat Dr. Denzler. Es war angekündigt, dass wir etwas über seine Beweggründe erfahren, warum er 750 ha im Staatsforstgebiet als „Landschaftsbestandteil“ per Verordnung aus der Nutzung heraus nehmen will. Das wäre mehr als die Gemeindewaldflächen von Michelau und Oberschwarzach zusammen genommen. Das entspricht nach unserem Verständnis einer Landschaft und nicht einem „Bestandteil einer Landschaft“. Herr Dr. Denzler will nach unseren Erkenntnissen auf rechtlichen Krücken die Entwicklung der Region stützen – ein sehr fragliches Verhalten. Leider haben wir auch sonst statt griffiger Argumente nur die übliche Polemik der Nationalparkbefürworter gehört.

Erfahren haben wir von Herrn Dr. Denzler, dass er ja nur das Beste für die Menschen wolle. Mit seiner Ansicht wie das zu bewerkstelligen sei, steht er allerdings im Widerspruch zu den 28 Gemeindegremien im Steigerwald, die per Beschluss Mitglied im Verein „Unser Steigerwald“ geworden sind und sich damit eindeutig gegen einen Nationalpark ausgesprochen haben. Das sind mehr Gemeinden, als der Landkreis Schweinfurt kreisangehörige Gemeinden hat. Gäbe es also einen Landkreis Steigerwald, wäre Dr. Denzler ein Landrat, der eine Politik gegen die erklärten Interessen seiner Bürger betriebe – mit demokratischen Regeln wäre das unvereinbar.

Herr Dr. Denzler hätte als 1. Vorsitzender des Touristikvereins „Naturpark Steigerwald“ im vergangenen Jahrzehnt beweisen können, wie er den Tourismus im Steigerwald voranbringen kann. Leider war in der Funktion nicht viel von ihm zu hören. Der Tourismus im Steigerwald erfreut sich trotzdem, dank vieler kommunaler und regionaler Initiativen, seit Jahren umwelt- und strukturverträglicher Zuwachsraten!

Wir verwahren uns ausdrücklich gegen die Unterstellung von Stadtrat Vizl, wir würden als Gegner eines Nationalparks nicht ergebnisoffen die Für und Wider für unsere Gemeinden und unsere Region abwägen. In unseren Gemeinderäten geschah die Abwägung auf der Basis von vorhandenen Fakten und Erfahrungen, sehr sachlich und differenziert. Wem das Ergebnis nicht gefällt, möchte all den oben genannten Gemeindegremien die Entscheidungskompetenz absprechen. Es sollen genau die Wissenschaftler zu Rate gezogen werden, die von einem Nationalpark profitieren würden und die man nicht für ihre Entscheidungen verantwortlich machen könnte.

Wir dagegen wollen nichts abwälzen, wir haben unsere Meinung fundiert gebildet und stehen zu unserer Verantwortung als Gemeindevertreter. Wir gehen davon aus, dass auch die Mitglieder des Stadtrats von Gerolzhofen so eingestellt sind. Wer trotzdem Zweifel hat, sollte sich selbst die Mühe machen, z.B. die kommunalen und wirtschaftlichen Daten der bestehenden Nationalpark-Regionen aus den vergangenen Jahrzehnten zu analysieren. Es würde dann sicher leichter fallen, zu einer gefestigten Meinung zu kommen.

Artikel in der Main-Post v. 19.01.14

Zimmerleute die hier wohnen und arbeiten, vor einem baubiologisch errichtetem Haus in Prüßberg, das sie mit heimischen Holz renoviert haben - ganz im Sinne der Regionalität und des Umweltschutzes:

Bamberger Landrat spricht beim Geo-net-Neujahrsempfang über seine Motive für die Schutzgebietspläne

Man habe ihn eingeladen wegen seiner Position und Meinung zum nördlichen Steigerwald und dessen Potenzial. Hierbei spielte er auf seine Parteizugehörigkeit an: „Ich bin gerne CSUler, auch wenn es manchmal schwerfällt.“

Entscheidend für das Potenzial des Steigerwalds sei dessen Lage im Raum, so Denzler. Er liege weit weg von den großen Zentren. Es gebe Herausforderungen beim öffentlichen Nahverkehr oder der Breitbandversorgung. Wenn man Arbeitsplätze schaffen möchte, müsse man das Positive der Region herausstellen. Deren Alleinstellungsmerkmal sei ihre reichhaltige Kultur.

Dazu gehören auch die Buchenbestände im nördlichen Steigerwald, die von der Unesco als sehr hochwertig eingestuft worden seien. Denzler möchte mit dem 750 Hektar großen Schutzgebiet „Der hohe Buchene Wald“ die Grundlage für eine Ausweisung als Weltnaturerbe erreichen. Auch ein Schutzgebiet könne neben einem Nationalpark oder einem Biosphärenreservat die Voraussetzungen für dieses Prädikat erfüllen.

Denzler hatte mit weniger Gegenwehr gerechnet. Trotz des großen Widerstandes hält er sein Ziel aber für wichtig, auch weil es dem Klimaschutz dient. Der Landkreis Bamberg arbeite als einer der ersten Landkreise in Bayern seit vielen Jahren an Maßnahmen gegen den Klimawandel, an der Klimabilanz und an der Potenzialanalyse, so der CSU-Politiker.

Hinzu komme, dass er die Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung umsetze. Denzler verwies auf die Vorgabe, zehn Prozent der bayerischen Staatswälder aus der Nutzung zu nehmen. Dies habe man im Kabinett Merkel auch mit der Unterschrift Seehofers beschlossen und es stehe im jetzigen Koalitionsvertrag. Denzler meinte: „So wie ich Politik verstehe, nehmen wir das ernst und bitten darum, dass man uns bei der Realisierung dieser Ziele nicht im Weg steht.“

Allerdings bedauert er die Härte der Diskussion. Diese sei auch im Zuge der Kommunalwahl 2008 entstanden: „Wenn ich dazu beigetragen habe, möchte ich mich entschuldigen.“ Er erwähnte, dass er seinen Wahlkampf 2008 nur unter Polizeischutz durchführen konnte. Es habe eine Stimmung geherrscht, in der er „beschimpft und bespuckt“ worden sei.

„Wir müssen emotionslos darüber reden und die Vor- und Nachteile abwägen“, meinte der Landrat. Politik verstehe er so, dass man nicht nur dem Zeitgeist hinterhergehe. Er ergänzte: „Der Weg des geringsten Widerstandes ist nur am Anfang asphaltiert.“

Er wünsche sich, dass sich die Lösung durchsetzt, die für alle am besten ist. Zudem solle man offen bleiben für die Argumente der jeweils anderen Seite. Seine Position ist klar: „Wenn man alle Argumente für und gegen einen Nationalpark im nördlichen Steigerwald abwägt, dient dieser mit dem Status als Weltnaturerbe den Menschen, der Region und dem Gemeinwohl mehr, als er schadet.“

Auch Stadtrat Thomas Vizl hatte bemängelt: „Eine inhaltliche, offene Diskussion über die Zukunft der Region des nördlichen Steigerwaldes wird nicht geführt.“ Alle Fraktionen des Stadtrats würden sich auf eine Abwehrhaltung zurückziehen, anstatt das Thema „ergebnisoffen“ anzugehen und Vor- und Nachteile abzuwägen.
„Man verweigert auf allen politischen Ebenen in Unterfranken und Bayern nach wie vor eine fachliche Prüfung im Rahmen einer Studie“, kritisierte er. Geo-net sei die einzige politische Gruppierung in Gerolzhofen, die sich offen mit dem Thema auseinandersetze, es diskutiere und die erforderlichen Fragen stelle.

Birgid Röder, die Fraktionssprecherin der Grünen im Kreistag, plädierte unter Verweis auf den gesellschaftlichen Wandel für mehr „neues und kreatives Denken“ neben der „Bewahrung und dem Schutz des Lebensraums“.
Geo-net-Sprecher Toni Niedermeier, der den Neujahrsempfang moderierte, hatte unter den Gästen nicht nur Befürworter, sondern auch Gegner der Nationalparkidee begrüßt. Vertreter von Umweltverbänden, Bürgerinitiativen, den Grünen, von anderen politischen Parteien sowie von der Stadt Gerolzhofen und von Gemeinden aus dem Umland waren zugegen.

Matthias Beck